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Stifter der Tafel Thüringerwald-Verein Einweihung 29.4.2005
Die Tafel wurde auf Initiative des Heimatgeschichtlichen Vereins Ilmenau angebracht.
Entwurf Thürigerwald-Verein und GoetheStadtMuseum |
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Vincenz Prießnitz feierte Anfang des 19. Jahrhunderts mit seiner Kaltwassertherapie in Gräfenberg Erfolge. Sogar
die Schulmedizin zollte ihm Anerkennung, obwohl er anfänglich der Kurpfuscherei beschuldigt wurde. In Ilmenau suchte man nach
Mitteln, den Wohlstand der Stadt zu heben. Gute Luft und sauberes Wasser waren reichlich vorhanden und man hatte eine Poststation. Als in Elgersburg 1837 Jacob
Gräser die erste Kaltwasserheilanstalt Thüringens eröffnete und damit Erfolg hatte, sah man sich in Ilmenau auf den richtigen Weg. Nachdem
Weimar den Bau bewilligt hatte, gründete man eine Aktiengesellschaft und schickte den Amtsphysikus Dr. Karl Christoph Fitzler zum Studium nach
Gräfenberg zu Prießnitz. Überzeugt vom neuem Heilverfahren kam er zurück. Am 1. Juni 1838 eröffnete der Badeverein den Betrieb
der Kaltwasserheilanstalt für 40 bis 50 Patienten. Später waren es zeitweise bis zu 8000. Dr. Fitzler Stand der
Badeanstalt bis zu seinem Ruhestand vor. |
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Bild um 1890 |
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Als Badeeinrichtungen gab es 1838 das Wellenbad, Regendusche, Horizontaldusche, Große Dusche mit 6m Fallhöhe
und 7,5°C Wassertemperatur, des weiteren fließende Sitzbäder und Augenduschen. Bleisch schreibt die Duschen seien
kapellenartige Gebäude gewesen. Die Kuranlagen wurden erst nach und nach verschönert. Um das Wellenbad
entstanden Parkanlagen. Viele Brunnen wurden gefasst, sie waren auch für Trinkkuren gedacht.
In späteren Jahren luden die schönen Promenaden mit ihren Sitzbänken die Kurgäste zum Spaziergang ein.
Doch in den ersten Jahren war alles noch sehr einfach, schlechte Straßen, Unterkünfte mit wenig Komfort.
Die Gäste wohnten in Bürgerhäusern, Bedingung waren ein Brunnen und eine unbeheizte Badstube. Die Verpflegung
erfolgte auch in der Unterkunft. Doch nach und nach wurden die Gaststätten mehr und zumindest eine Mahlzeit
wurde dort eingenommen. Haupttreffpunkt der Badegäste und auch der Badeärzte war der Felsenkeller.
Immer wieder wurde der Wunsch laut nach einem zentralen Platz, den man auch bei schlechten Wetter aufsuchen konnte.
Bei schönen Wetter flanierte man durch die Lindenstraße, dort fanden auch die Kurkonzerte statt. Der Bau eines
Kurhauses scheiterte am Geld und dem Widerstand der Wirtsleute. Das Kurhaus wurde dann doch 1859 eingeweiht,
erfüllte aber nie seinen eigentlichen Zweck. Es wurde als Hotel und Gastwirtschaft geführt, hatte keine
Badeeinrichtungen, keine Lese- Musik oder Spielzimmer, in denen man sich ohne zu konsumieren aufhalten konnte.
Trotzdem war es wegen seiner günstigen Lage ein Mittelpunkt.
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Das Wellenbad (Bild), die erste Badeeinrichtung in Ilmenau, befand sich im hinteren Teil der heutigen
Stadtparks. Es bestand aus 6 Räumen, jeweils 3 für Damen und Herren bestimmt. An beiden Seiten wurde das Wasser mit einer Fallhöhe
von 2,5m eingeleitet. Man konnte den Strahl regulieren und unterbrechen, womit man den Welleneffekt erzeugte. Das Wasser kam aus
dem Mühlgraben und da es im Sommer manchmal nicht ausreichte, holte man sich 1851 die Genehmigung, Wasser aus dem Kammberger Stollen zu
entnehmen. Das Bad hatte natürlich keine Heizung. Der Badende sollte mit warmer Haut, aber völlig ruhigen Gemüts das Bad beginnen. Zuerst
ging man unter die sogenannte Staubbrause. Danach folgte das Untertauchen im Bassin und zuletzt begab man sich unter die Wellendusche, dabei musste man sich
an Tauen festhalten. Badebedienstete waren zur Betreuung zur Stelle. Danach sollte man sich auf dem Turnplatz
gleich daneben durch Bewegung erwärmen. Natürlich war wollene Unterkleidung sinnvoll. Für den Erfolg der Badekur wurde von
jeglicher Ablenkung oder gar Ausschweifung abgeraten. Das Wellenbad wurde um 1900 abgerissen.
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1862 übernahm Dr. Emil Preller die ärztliche Leitung der Kaltwasserheilanstalt. Gegen den Willen der Stadt
baute er nach den neusten Erkenntnissen der Wissenschaft und mit Genehmigung Weimars eine Badeanstalt mit Unterkunft, Verpflegung
und kleinem Kurpark (Bild). Sie wurde 1867 eröffnet. Da der der Badverein dieser Konkurrenz nicht gewachsen war, verkaufte er die Anlagen der
Kaltwasserheilanstalt und das Kurhaus 1866 an Dr. Preller. Die Aktiengesellschaft löste sich auf. Auch der
Chirurgus Bernhardt Gorsboth gab auf und verkaufte 1867 sein 1852 eröffnetes Kiefernnadelbad an ihn. Unter Dr. Preller nahm die
Beliebtheit Ilmenaus als Bad zu. Er publizierte viel und trug so zur Bekanntheit Ilmenaus bei. Auch hatte sich mit der Zeit in der Stadt
einiges verbessert, Geschäfte und Gaststätten hatten durch die Badegäste mehr Unsatz und auch der Verkauf von Andenken brachte
Arbeit in die Stadt. Das sogenannte Badviertel wurde immer attraktiver. Auch wenn sich Ilmenau mit
den großen Bädern nicht vergleichen konnte, kamen immer mehr Gäste, nicht nur aus Deutschland. Man schätzte den Ort mit seiner reizvollen Umgebung und die Kuren
unter guter ärztlicher Betreuung. |
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1869 wurde das Gebäude als Trinkhalle (Bild) für die Kaltwasserheilanstalt errichtet. Später diente es auch als Lesehalle.
Gestiftet wurde es von Großherzogin Sophie. Die Halle stand damals noch direkt an der Schlackenhalde aus der Zeit des Ilmenauer Bergbaus. Mit dem Bau der
Bahnstrecke 1904 nach Schleusingen und der Haltestelle Bahnhof Bad wurde die Halde abgetragen. Man versetzte die Halle 1907 und
ein kleiner Park wurde angelegt. Nach dem ersten Weltkrieg, als immer mehr Sommerfrischler und weniger Badegäste kamen, war hier die Anmeldung
für Touristen. In der DDR war die Lesehalle Begegnungsstätte für ältere Bürger, heute ist sie ein Kaffee. Gegenüber
baute Dr. Preller 1893 ein Gästehaus. Im selben Jahr verstarb er. Nach Eigentumswechseln kam die Kaltwasserheilanstalt 1901 wieder in
gute Hände und wurde als Sanatorium Dr. Wiesel bis Ende der zwanziger Jahre geführt. Stand die Badekur auch nicht mehr im Vordergrund, so nahm
doch manch Sommerfrischler die therapeutischen Angebote der Bäder wahr. In dieser Zeit etablierte sich Ilmenau als klimatischer Kurort und der
Wintersport bekam Bedeutung. Mit dem zweiten Weltkrieg kam der Fremdenverkehr in Ilmenau zum Erliegen. Erst nach 1989 änderte sich daran etwas. |
Der Thüringerwald-Verein wurde am 29.4.1880 im Kurhaus in Ilmenau gegründet. Sein Ziel war es, den Thüringer Wald für den Fremdenverkehr zu erschließen.
Auch in Ilmenau setzte er sich für die Verbesserung der Kuranlagen, Unterkünfte, Wege und Promenaden ein. 1945 wurde der Verein in der DDR verboten.
1990 kam es zur Neugründung. |
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Der Vereinszweck ist heute: |
- Pflege des Wanderns für jedermann - Anlage, Markierung und Unterhaltung von Wanderwegen und Heimen
- Eintreten für Naturschutz, Artenschutz und Landschaftspflege als Daseinsform für die Allgemeinheit und als wesentlicher Bestandteil des Umweltschutzes
- Pflege der Heimat. Wahrung und Förderung der heimatlichen Kultur - Veranstaltung von geselligen Zusammenkünften |
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1866 verkaufte Dr. Preller das Kurhaus nach Erwerb sofort wieder an
den damaligen Pächter, der es weiterführte. Von da ging es durch viele Hände und wurde mehrmals umgebaut.
Es wurde einmal Nobelrestaurant, maurisches Kaffe und vieles mehr, die Namen wechselten schnell.
Ab 1971 befand sich die Ilmenauer Stadtbücherei im Haus und als solche verfiel es mehr und
mehr. 1998 wurde das Kurhaus renoviert und dient heute als Geschäftshaus. ( Bild 2010) |
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verwendete und empfohlene Literatur Bleisch Bilder aus Ilmenaus Vergangenheit 1910
Autorenkollektiv Ilmenau Bilder zur Geschichte einer Stadt 1998
Reinhard Döring Die Ilmenauer Promenaden 1999
Horst Winter Die Entwicklung des Ilmenauer Baugeschehens 2009
Artikel Thüringer Allgemeine 30.4.2005 |
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