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Ilmenauer Mundart
Seit längerer Zeit kam es im Vorstand des Vereins und
unter Vereinsmitgliedern zu Gesprächen über das Thema Mundart bzw.
Umgangssprache. Anfang der 50er Jahre gab es in den „Ilmenauer Blättern“
des Kulturbundes regelmäßig kleine Abhandlungen und Kurzgeschichten in
Mundart. Diese Kurzgeschichten wurden seitdem immer wieder mal in
geselliger Runde vorgetragen. Seit dieser Zeit ist aber nur wenig Neues
dazugekommen. Wie sollte man heute mit diesem Thema umgehen? Dazu war ich
im Erfurter Volkskundemuseum in der „Volkskundlichen Beratungsstelle“ bei
Frau Dr. Braune und fragte sie um Rat. Von ihr erfuhr ich, dass es
schon eine ganze Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Thema gibt.
Die Gebiete, in denen ähnlich gesprochen wird, sind erfasst und geordnet.
In den einzelnen Regionen wurden Wörter und Ausdrücke gesammelt und auch
veröffentlicht. Es gibt also schon viel Material auf das man sich beziehen kann.
Da unser Verein nur ein Zusammenschluss und ein Gesprächsforum
heimatgeschichtlich interessierter Bürger ist, würde eine
gemeinschaftliche größere Arbeit zu einem bestimmten Thema schwer fallen.
Gut möglich ist aber, dass wir das Augenmerk der Vereinsmitglieder auf
bestimmte Themen lenken und das Ergebnis dann sammeln und gemeinsam besprechen.
So sollte es auch mit dem Thema Mundart sein.
Nach mehreren kurzen Episoden in den letzten Zusammenkünften sollte es im Januar
Hauptthema sein. Speziell darauf vorbereitet haben sich Frau Barbara
Neumann und Frau Ruth Böhme. Frau Böhme konnte in ihrer Zeit an der
Kasse der Konsum-Kaufhalle viele Eindrücke zu diesem Thema sammeln.
Zu meinem Erstaunen reichten die Stühle in der Alten
Försterei kaum aus. Es kamen über 40 interessierte Vereinsmitglieder und
Gäste. Wie interessant das Thema auch heute noch ist, konnte man daran
erkennen, dass Frau Hube vom Freien Wort und Herr Dr. Veith von der Thüringer
Allgemeinen anwesend waren und sich Notizen machten. Nach einer Einführung
und einem Vergleich zwischen Sächsisch und Thüringisch von Frau Neumann
trug Frau Böhme mehrere Episoden im Ilmenauer Dialekt vor. Hier gefielen
besonders eigene aktuelle Erlebnisse, vorgetragen in Mundart.
Die Vorträge und die anschließende Diskussion wurde
von Martin Siebert auf einen Tonträger in Stereo aufgenommen. Dieses und
andere Dokumente sollen in einer noch aufzubauenden Datenbank erfasst,
sicher gespeichert und bei Bedarf unter unterschiedlichsten
Gesichtspunkten gesucht und auch gefunden werden.
In der Aussprache nach den Vorträgen von Frau Böhme
berichtete Frau Monika Meyer aus Manebach wie man dort an dieses Thema
herangegangen war. In Manebach gibt es sogar schon eine CD mit
Mundart-Texten. Dem Thema hat man sich über verschiedene Alltagsthemen
genähert: Arbeit und Beruf, Landwirtschaft, Handel, usw. Diese
Herangehensweise halte ich für sehr gut und empfehlenswert. Herr Dr.
Dieter Bernet aus Oehrenstock erzählte, dass er und seine
heimatgeschichtlichen Mitstreiter auch auf der Suche sind und das Thema
Mundart bearbeiten wollen. In mehreren Anmerkungen berichtete Klaus Jahn
(ein gebürtiger Masserberger) über die mundartlichen Eigenarten seiner
Region und gab Anregungen für unsere Arbeit.
Viel Beifall fand auch der Vortrag von Lothar Tischer
aus Willmersdorf. Er hat eigene Mundart Gedichte über seine Heimat
vorgetragen. Aus diesem Vortrag wurde deutlich, dass diese Region
mundartlich mehr zur Rudolstädter Richtung (Anton Sommer) gehört.
Insgesamt war dies ein sehr gelungener Abend und es
gab viel lobende Zustimmung. Wir werden dieses Thema auch in Zukunft
bearbeiten. In der Aussprache gab es die Anregung, kleinere Szenen aus dem
täglichen Leben oder der Arbeitswelt zu beschreiben und dann in Mundart
zu übertragen. Dadurch würden Arbeitstechnologien lebendig erhalten und
außerdem die Mundart. Beispiele dafür könnten sein Glasmacher beim Röhrenziehen,
Einträger in der Glashütte, Kutscher beim Führen der Pferdefuhrwerke,
Arbeiten auf der Dreschmaschine (Getreide), Holzmacher beim Fällen der Bäume,
usw. Bei all diesen Arbeiten gab es spezielle Ausdrücke. Mit dem
Verschwinden der alten Technologien verschwanden auch die Ausdrücke.
Dazu sind wir für jeden Hinweis, für jede Anregung
und vor allem für jede Mitarbeit dankbar.
Günter Andrä |
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