Tafel Dr. Georg Christian Füchsel

 

    

Stifter der Tafel
Thüringischer Geologischer Verein

Einweihung 15.09.2012

Die Tafel wurde auf Initiative des Heimatgeschichtlichen Vereins Ilmenau angebracht.

Entwurf
Dr. Eberhard Mey, Karl-Heinz Klett,
Gunter Branieck, Dr. Martin Huneck

Zur Zeit Georg Christian Füchsels war das Sammeln von Fossilien in Mode. Überall an den Fürstenhöfen entstanden Sammlungen, so auch in Rudolstadt. Man glaubte alle  Versteinerungen von Pflanzen und Tieren seien während der Sintflut entstanden.  Die Gesteinschichten in denen man Fossilien fand, mussten daher auch bei der großen Flut  abgelagert worden sein. Füchsel kamen nach seinen langjährigen Beobachtungen in der Natur Zweifel. Er kam zu dem Schluss, dass die Bildung aller Gesteinsschichten eine viel längere Zeit gebraucht haben musste.  Um was für eine Zeitspanne es sich handelte, darauf konnte und wollte er sich nicht festlegen. In jedem Fall länger, als das damals angenommene Alter der Erde von 6000 Jahren es möglich machte.

 Er erkannte, dass sich die Gesteine in waagerechten Schichten abgelagert haben. Wie auch sein Zeitgenosse
J. G. Lehmann sah er die an manchen Orten auftretenden Störungen. Er fasste Schichten, die sich unter den selben Verhältnissen nacheinander gebildet hatten zu "Gebirgen"- Formationen zusammen. Die Erkenntnis, dass die Formationen einer bestimmten Zeit zugeordnet sind, ist sein Verdienst.
Er war damit seiner Zeit voraus und somit ein Begründer der modernen Geologie. Zu seiner Zeit wurde ihm wenig Beachtung geschenkt. Nur wenige lasen seine Schriften. Seine "Historia terrae et maris, ex historia Turingiae, per montium descriptionem " (Geschichte der Erde und des Meeres, durch Beschreibung der Gebirge aus der Geschichte Thüringens gefolgert) war  in sehr schlechtem Latein geschrieben, er selbst wollte sie später rückübersetzen, er kam aber nicht mehr dazu. Goethe, obwohl sehr interessiert an dem Thema, fand den Text zu schwer zu lesen. Füchsel wollte, dass seine Leser seine  Beobachtungen wiederholten, ihre Schlüsse daraus zogen und mit ihm darüber diskutierten. Dabei war er durchaus gewillt, seine Meinung zu revidieren, falls man ihm gegenteilige Argumente lieferte. Aber die wenigen, die seine Schriften zur Kenntnis nahmen, wollten von ihrer Überzeugung nicht abgehen, so dass sie es gar nicht für nötig hielten, seine Beobachtungen zu überprüfen. Die Anerkennung für seine geologischen Forschungen wurde ihm Zeit seines Lebens versagt.

Füchsel war ein systematischer Wissenschaftler. "Beobachten, erkennen, schlussfolgern", das war seine Devise. Er war ein Vertreter dessen, was erst im 19 Jahrhundert Allgemeingültigkeit in der Geologie erlangte, des Aktualismus. Er glaubte an das Prinzip der Gleichförmigkeit der Prozesse. Dieses besagt, das zu allen Zeiten die gleichen geologischen Vorgänge wirken. So konnte er aus seinen Beobachtungen Rückschlüsse auf die Vergangenheit und die Zukunft ziehen. Vieles was er erkannte, stimmte nicht mit der damaligen geologischen Schulmeinung überein und sollte erst von späteren Wissenschaftlern bewiesen werden.

Die Begriffe Muschelkalk und Buntsandstein wurden von ihm erstmals verwendet.

  

10
Muschelkalk
11
Röt
(teilweise Keuper)
12,13
Buntsandstein
14,15
mittlerer und
oberer Zechstein
16,17
unterer Zechstein
18
gebleichtes Liegendes
des Zechsteins
(Grauliegendes)
19
gerötetes
Paläozoikum
21-25
Gesteine
des Gebirgsanteils

Die abgebildete Karte stammt aus der 1761 veröffentlichten Schrift Füchsels
"Historia terrae et maris, ex historia Turingiae, per montium descriptionem - Usus historiae suae terrae et maris"
Sie eine der ersten geologischen Karten Deutschlands. Erstmals wurde in dieser Karte die vierte Dimension, die Zeit, dargestellt.

 


verwendete und empfohlene Literatur 

Rudolf Möller
Mitteilungen zur Biographie Georg Christian Füchsels
1963
Freiberger Forschungshefte
D 43

Siegfried Rein
Georg Christian Füchsel - ein Aktualist entdeckt die Tiefenzeit der Erdgeschichte
2009
Vernate Band 28

Jürgen Kiefer
Grußwort der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt anläßlich der Enthüllung der Gedenktafel für Georg Christian Füchsel in Rudolstadt 2008
Jahrbuch der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften

Eberhardt Mey
Ehrung für Georg Christian Füchsel 2008
Thüringer Museumshefte Band 17 2008

Links:

Geheimrat 47- 2013 Heimatgeschichte
"Größer noch als Goethe"

Artikel zur Tafeleinweihung erschienen am 17.09.12
Thüringer Allgemeine
Freies Wort

 

 

Der Gedenkstein wurde am 20. Juni 2008,
dem 235.Todestag Georg Christian Füchsels, zu seiner Ehrung vor dem Schloss Heidecksburg aufgestellt.

Diese Ehrung erfolgte auf Anregung des Thüringischen Geologischen Vereins in Zusammenarbeit mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und dem Naturhistorischen Museum Heidecksburg.

Der Stein zeigt eine Abbildung des Saalfelder Bohlen, heute ein Naturdenkmal. Die Karte des Bohlenprofils geht auf
Georg Christian Füchsel zurück. Senkrecht stehende Schichten werden hier durch waagerechte überlagert. Füchsel erkannte, dass diese Störung erst entstanden sein kann, als sich das Gestein schon verfestigt hatte. Er meinte "bewegende Kräfte"  z.B. Erdbeben hätten das bewirkt. Erst im 20 Jahrhundert setzte sich die Theorie der tektonischen Verschiebung durch.

   

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